Tee ist in Japan viel mehr als nur ein Getränk. Ob als erfrischender Genuss im Alltag oder als traditionelle Zeremonie – Tee spielt eine zentrale Rolle in der Kultur des Landes. Bei jedem Treffen, sei es privat oder geschäftlich, wird dem Gast zunächst eine Tasse Tee angeboten.
Es gibt drei Hauptsorten von japanischem Tee: fermentierter Tee, bekannt als Schwarztee, halb-fermentierter Tee oder Oolong-Tee und grüner Tee, wobei letzterer in Japan am meisten konsumiert wird.
Beim Tee-Anbau ist es von großer Bedeutung, die Farbe und Frische der geernteten Blätter zu erhalten, damit sie ihre Eigenschaften und medizinischen Wirkstoffe nicht verlieren. In Japan existieren zwei verschiedene Arten, Teeblätter zu pflanzen. Bei der ersten Methode werden die Teesträucher vollständig in der Sonne belassen. Diese Methode hat ihren Ursprung in der Art und Weise, wie Tee in China geerntet wird.
Bei der zweiten, in Japan entwickelten Methode, wird der angebaute Tee streng vor der Sonneneinstrahlung geschützt, sobald die Knospen zu sprießen beginnen. Schließlich müssen die Teeblätter gedämpft, getrocknet und zerkleinert werden, sodass ein Pulver entsteht, das als Matcha-Tee bekannt ist und für die traditionelle japanische Teezeremonie verwendet wird.
In Europa werden Sencha und Matcha oft als „grüner Tee“ zusammengefasst. Tatsächlich handelt es sich aber um unterschiedliche Getränke. Obwohl die zu Pulver verarbeiteten Sorten ähnlich erscheinen mögen, liegt der Hauptunterschied in ihrer Farbe und dem Geschmack. Matcha-Pulver behält seine leuchtend grüne Farbe und ist süßer als Sencha-Tee, der einen bittereren Geschmack sowie eine dunkelgrüne bis braune Färbung hat.
Matcha-Tee - Quelle : Canva
Tee als Zeremonie
Die Teezeremonie gehört zu den bekanntesten Ritualen der japanischen Kultur. In Japan wird sie als chado oder chanoyu bezeichnet, was wörtlich Weg des Tees bedeutet. In vielerlei Hinsicht stellt die Zeremonie einen Mikrokosmos der besonderen japanischen Gastfreundschaft (omotenashi) dar. Diese ist von der herzlichen Hingabe des Gastgebers geprägt und beruht zugleich auf dem gegenseitigen Respekt zwischen diesem und den eingeladenen Personen.
Bei einer Teezeremonie wird die einfache Aufgabe, einen Tee für einen Gast zuzubereiten, zu einer wahren Kunst erhoben, bei der eine komplizierte Abfolge von Schritten in strenger Reihenfolge ausgeführt wird. Hinter dem chanoyu stecken Elemente philosophischer Natur, die einen Einblick in die japanische Mentalität gewähren.
Teezeremonie - Quelle : canva
Ursprung der Tradition
Die Ursprünge der Teezeremonie gehen auf das Aufkommen des Tees in Japan zurück, der während der Heian-Zeit im 8. Jahrhundert aus China importiert wurde. Tee hat in China eine jahrtausendealte Tradition, wobei zahlreiche Legenden über das Entstehen und die Existenz des Tees überliefert sind, darunter auch die des Kaisers Shennong.
Dieser soll Tee ca. 3000 Jahre vor Christi rein zufällig entdeckt haben, als er mit seinem Gefolge im Schatten eines großen Baumes verweilte. Darunter war ein Feuer entfacht worden und ein Topf mit heißem Wasser brodelte vor sich hin. Die Hitze des Feuers brachte einige Blätter, die sich an den langen Zweigen des Baumes befanden, zum Trocknen. Ein heftiger Windstoß wehte die Blätter in den Kessel mit dem Wasser, worauf sich dieses golden verfärbte und einen köstlichen Duft verbreitete. Der Kaiser probierte den Trank und war sofort von dem besonderen Duft und dem köstlichen Geschmack angetan.
Chinesisches Tee-Set - Quelle : Canva
Der Tee wurde schließlich von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht, die nach China reisten, um in den großen Chan'n (Zen)-Klöstern mehr über die Lehre zu lernen. An diesen Orten wurde der Tee zu medizinischen und rituellen Zwecken verwendet. Das Getränk half den Mönchen, sich zu reinigen und war für die Meditation förderlich, bei der sie versuchten, innere Ruhe zu finden und sich mit der Natur zu verbinden. Ebenso half ihnen der Tee, Müdigkeit und Erschöpfung während langer Meditationsphasen zu überwinden.
Als eine Art Kunst etablierte sich der Tee jedoch erst in der späten Muromachi-Zeit (1336–1573), wo die Grundlagen dieses Rituals als ästhetisches Konzept entwickelt wurden. Die Mönche Ikkyû Sôjun und Murata Jukô sowie der Ästhet Sen-no-Rikyu nahmen Elemente des Zen auf und gaben der Tradition eine neue Form, aus der die Teezeremonie entstand.
Die 4 Grundelemente der Teezeremonie
Bei der Teezeremonie werden vier Grundprinzipien des Zen-Buddhismus befolgt, die im Japanischen in einem einzigen Wort ausgedrückt werden: wakeiseijaku (和敬清寂). In jedem chanoyu sollen Harmonie 和 (wa) und Respekt 敬 (kei) zwischen Mensch und Natur sowie Reinheit 清 (sei) in Geist und Sinnen und schließlich Gelassenheit 寂 (jaku) angestrebt werden. Ziel ist es, gute Umgangsformen zu kultivieren, die Beziehungen zwischen Gastgebern und Gästen zu fördern, das Bewusstsein für die Harmonie in der Natur und deren zyklischen Prozess zu schärfen sowie Frieden im Alltag zu finden.
Gastgeber und Gäste verbindet während der Zeremonie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Es ist eine große Ehre, zu einer authentischen Teezeremonie eingeladen zu werden, denn es handelt sich um ein intimes Ritual der Dankbarkeit und Zuneigung des Gastgebers für die eingeladenen Personen. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, die Regeln der Etikette einzuhalten, wenn man daran teilnimmt. Die Essenz der Schönheit und der Spiritualität der Zeremonie zeigt sich in der bescheidenen und demütigen Art und Weise, in der der Gastgeber dem Gast den Tee serviert und sich um alles Notwendige wie Geschirr, Räumlichkeiten, Atmosphäre etc. kümmert.
Teemeister
Eine traditionelle Teezeremonie kann nur von einem Gastgeber durchgeführt werden, der eine ausgebildete Person ist und einen Titel oder ein Zertifikat besitzt, das Menjo (免状) genannt wird und dessen Wissen bestätigt. Es dauert in der Regel viele Jahre bis zum Erreichen des Menjo, in denen die Gastgeber nicht nur alles über Tee und das Ritual lernen müssen, sondern auch über andere Künste wie Blumenarrangements, Gartenarbeit, Werkzeuge, Keramik, ideale Wassertemperaturen, Kimonos, Kalligrafie und vieles mehr.
Sowohl Männer als auch Frauen können den Tee kultivieren und seine Kunst erlernen. Der beste Grüntee Japans, der sich ideal für die Teezeremonie eignet und als einer der besten der Welt gilt, wird heute im Bezirk Uji in der Nähe von Kyoto hergestellt.
Zeremonienmeisterin - Quelle : Canva
Arten der Teezeremonie
Es gibt zwei verschiedene Arten der Teezeremonie: Chakai (茶会) ist eine einfache Gastfreundschaftszeremonie, die die Zubereitung von leichtem Tee und manchmal einen kleinen Snack namens Tenshin umfasst.
Chaji (茶事) ist die formellere Zeremonie, die in der Regel eine traditionelle Mahlzeit namens Kaiseki und die Zubereitung eines intensiven Tees namens Koicha (濃茶) sowie eines leichten Tees umfasst. Diese Zeremonie ist so komplex, dass sie bis zu vier Stunden dauern kann.
Obwohl die traditionellen Teezeremonien mit ihren jahrhundertealten Bräuchen bis heute fest im Leben der Japaner verankert sind, werden sie im Vergleich zu früher nur noch von einem kleinen Teil der Gesellschaft praktiziert. Dennoch ist das Getränk ein wesentlicher Bestandteil der japanischen Kultur. In den Metropolen werden mittlerweile trinkfertige Tees in hippen Teehäusern mit toller Atmosphäre konsumiert. Mit einer Vielzahl von Teevariationen gibt es zu jeder Gelegenheit die passende Sorte.
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