Wenn Du von Japan und der wunderschönen Natur des Landes träumst, kommen Dir bestimmt bergige Landschaften in den Sinn, umrahmt von glitzernden Gewässern, malerischen Brücken und Schrägdächern. Denn sobald Du die quirligen japanischen Großstädte verlasst, entfaltet sich vor Deine Augen ein malerischer Anblick, der schon seit Jahrhunderten von Jahren Menschen in seinen Bann zog.
Eine der berühmtesten natürlichen Landschaften ist das wunderschöne Iya Tal auf der Insel Shikoku. Sobald Dein Boot an der Küste des Yawatahama Hafens angelegt hat, heißt es willkommen im Japan Deine Träume! Es führt Dich von dort aus ein Zug zum magischen Matsuyama, wo Du die Eindrücke in einem der von der Kaiserfamilie sehr geschätzten Onsen (eine heiße Quelle) auf sich wirken lassen kannst.
Shikoku gilt als heiliger Ort und ist bekannt für seine Pilgerroute. Man munkelt, dass der buddhistische Priester Kukai (posthum bekannt als Kobo Daishi) hier im 9. Jahrhundert gelehrt haben soll und bereits im 12. Jahrhundert fanden sich Hinweise darauf, dass sich erste Pilger*innen hier einfanden.
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Der Pilgerweg umfasst 1.200 Kilometer Länge und entlang des Weges befinden sich 88 Tempel, die man besuchen kann. Möchte man es traditionell angehen, bestreitet man den Rundweg zu Fuß, doch heutzutage fahren manche auch gerne mit dem Bus, Auto oder Fahrrad. Für die ganze Strecke wäre man insgesamt mindestens ein oder zwei Monate zu Fuß unterwegs, deshalb entscheiden sich viele für eine Teilstrecke mit den wichtigsten Highlights.
Die Tempelreihenfolge oder die Wegesrichtung kann jeder frei entscheiden, doch wir empfehlen Dir, bei Tempel 34 zu starten. Dort erwartet Dich ein schöner Weg durch Felder und über Hügel, bevor Du im Iya Tal ankommst. Jetzt befindest Du Dich im Herzen dieser wilden Insel, mit Hängebrücken aus Weinreben, die den friedlichen Fluss überspannen. Mache an der berühmten Kazurabashi Brücke Halt, eine der drei antiken Brücken der Gegend, die die Zeichen der Zeit überstanden hat. Wenn Du mutig genug bist, kannst Du gerne das Wasser überqueren, das durch die Lamellen funkelt!
Dir wird auffallen, dass die Pilger*innen besonders gekleidet sind, was sie von den Bewohnern der Gegend unterscheidet. Falls Du Dich auch als Pilger*in bekannt geben möchtest, kannst Du einfach etwas Weißes anziehen und einen Wanderstock mitführen.
Bei unserem Aufenthalt in Shikoku übernachten wir in traditionellen Hütten mit atemberaubenden Ausblicken von den Steilhängen aus über das Tal. Strohgedeckte Hütten namens chiiori sind im Tal sehr gängig und geben Dir das Gefühl, eins mit der nebligen Wildnis zu sein.
Für viele Menschen in Japan ist der Pilgerweg ein religiöses Erlebnis. Das wichtigste ist, sich an den Besucherstätten und gegenüber anderen Pilger*innen respektvoll zu verhalten. Werfe einen guten Blick auf die Ausschilderungen zum Thema Fotografieren oder Videos, bevor Du Deine Kamera herausholst.
Bei der Ankunft am Haupttor und beim Verlassen der Tempelanlage kannst Du Dich davor mit gefalteten Händen verbeugen. An der Handwaschstation spritzt Du etwas Wasser über Deine Hände und halten etwas Wasser in beiden Händen, womit Du Dein Mund ausspülst. Am Glockenturm kannst Du die Glocke einmal läuten, sollte dies am Tempel erlaubt sein. Bitte beachte, dass es Unglück bringen soll, die Glocke beim Verlassen der Anlage zu läuten.
Als Teil des Rituals beim Besuch eines Tempels legt man einen „Namenszettel“ in eine Schachtel. Auf diesem steht Dein Name und das Datum Deines Besuchs sowie ein Wunsch. Lege nun Deine „Namenszettel“ in die Schachtel und zünde drei Räucherstäbchen oder eine Kerze an. Auch gibt es eine Spendenbox, in der Du etwas Geld hinterlegen kannst.
Nehme auf Deine Reise ein Pilgerbuch mit, das an jedem Tempel mit einem Stempel versehen werden kann, um Dein Besuch zu dokumentieren.
Auf der Insel lässt es sich ganz unkompliziert mit Einheimischen in Kontakt kommen. Wir besuchen dafür gerne die kleinen Dörfer, wie Nagoro, das auch „Vogelscheuchendorf“ genannt wird. Da hier nur ein paar Dutzend Menschen leben, hat ein Bewohner Hunderte von Vogelscheuchen im Dorf verteilt, um es lebendiger aussehen zu lassen. Sie stehen aber nicht auf den Feldern, sondern wie normale Menschen im ganzen Dorf verstreut, als ob sie normalen Tagesgeschäften nachgehen würden.
Es gibt hier viele Kuriositäten, wie zum Beispiel den Taiga Fruchtbarkeitsschrein in Uwajima, wo Kultobjekte Gesundheit und Langlebigkeit repräsentieren. Diese Objekte waren während der Meiji-Periode des 19. Jahrhundert sehr gängig, doch sind sie mittlerweile nicht mehr weit verbreitet.
Während Deinem Aufenthalt in Shikoku kannst Du die Menschen und ihren Lebensstil hautnah erleben. Zum Beispiel beim Anfertigen von Washi-Papier unter der Aufsicht von Einheimischen oder bei einem Besuch der Schmiedestadt Kurogane hoch in den Bergen, wo Dir ein Meister zeigt, wie Du Deine eigenen Messer schmieden kannst!
Auf dieser Insel gibt es auch abseits des Pilgerwegs viele sehenswerte Highlights. Besteige zum Beispiel den berühmten Tsurugi Berg. Die Strecke ist durchaus bezwingbar und es gibt sogar eine Seilbahn, die Dich zur Spitze bringt. Dort oben hast Du einen wunderbaren Ausblick, für den sich die Anstrengung auf jeden Fall lohnt.
Auch kannst Du Dich auf traditionelle Städte wie Uchiko freuen, mit vorindustriellen Straßen mit Holzbauten und einem originalen Kabuki-Theater.
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Ganz gleich, ob man besonders religiös ist oder nicht, alle sind von der spirituellen Atmosphäre Shikokus und seiner Pilgerroute angetan. Die unfassbare Schönheit und der Hauch von Gelassenheit inspiriert zur Selbstreflektion. Ist man erst einmal vor Ort, fühlt man sich schnell mit den Menschen vergangener Zeiten verbunden, die auch bereits der Schönheit dieses Dorfes und der bedeutungsvollen Reise verfallen sind.
Die Menschen in Shikoku sind offen gegenüber Besucher*innen und respektieren die Heiligkeit dieses Pilgerwegs. Gerne unterhalten sie sich mit Dir über Dein Vorhaben und die wunderschönen Anlaufstellen entlang des Wegs, denn es handelt sich hier um einen bedeutenden Teil ihres Erbes, welches die Essenz japanischer Kultur einfängt.
Sei bereit, Dich in dieser weitflächigen und reizvollen Landschaft zu verlieren, denn es wird mit Sicherheit eins der Highlights auf Deine Japanreise, das Du noch Jahre später in Deine Gedanken begleiten wird.